Kirchschlag bei Linz ist eine Gemeinde in Oberösterreich im Bezirk Urfahr-Umgebung im oberen Mühlviertel mit 2221 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024).
Geografie
Kirchschlag bei Linz liegt auf einer Höhe von 896 m ü. A. Höhe im oberen Mühlviertel, 10 km von der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz entfernt. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 8,0 und von West nach Ost 3,7 Kilometer. Die Gesamtfläche beträgt 16,78 Quadratkilometer.
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024):
Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Urfahr.
Nachbargemeinden
Flächenverteilung
Geschichte
Im Jahr 1349 wird der Ort in Zusammenhang mit der Chappelln in dem Chirchslag erstmals urkundlich erwähnt, wobei es sich dabei um eine Filialkirche von Hellmonsödt handelt.
Die Bründl-Kapelle wurde 1693 über einer Heilquelle errichtet und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer Brunnenstube umgebaut. Sie beherbergt eine Nische mit Pietà aus der Mitte des 18. Jahrhunderts (heute ist die Bründlkapelle in das Gebäudeensemble der Villa Teutschmann integriert).
Zu Ende des 17. Jahrhunderts setzte ein regelrechter Badebetrieb in Kirchschlag ein. Die Gäste konnten zu diesem Zweck das starhembergische Land- und Badhaus mit der Heinrichskapelle benutzen.
In den Jahren 1745 bis 1748 wurde die einschiffige Kirche Sankt Anna vom Baumeister Johann Matthias Krinner im barocken Stil weitgehend umgebaut.
Das erste bürgerliche Landhaus in Kirchschlag erbaute der Linzer Baumeister Johann Metz im Jahr 1858 am Südrand des Rudolfswaldes, das er 1871 an eine Linzer Offiziersgattin veräußerte (Kirchschlag Nr. 25). Im Jahre 1861 kaufte Baumeister Metz am Südrand des Schauerwaldes den Baugrund für eine zweite Villa, die obere oder auch kleine Metz-Villa auf Nr. 27, die er oberhalb der Kirche erbaute und 1873 an Fürst Camillo Starhemberg verkaufte. Ebenfalls am Südrand des Schauerwaldes erwarb die Linzer Seifensieder- und Buchhändler-Familie Haslinger 1861 einen Baugrund vom Blümelgut, wo der junge lungenkranke Buchhändler Kamillo Haslinger erfolgreich seine Krankheit kurierte. In den 1870er Jahren entstand zwischen Kirche und Bründl-Haus die Villenzeile Nr. 32–34. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts tritt dem sommerlichen Ausflug die winterliche Wanderung an die Seite. Gleichzeitig findet die erste Etappe des Villenbaues ihr Ende, da durch den Eisenbahnverkehr die Alpengebiete Oberösterreichs als Erholungsraum leichter erreichbar geworden waren und viele Linzer Familien ihren Sommersitz dorthin verlegten.
Einwohnerentwicklung
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Burg Wildberg
- Katholische Pfarrkirche Kirchschlag bei Linz hl. Anna
- Stiftervilla: 1861 erbaute Villa. Der Dichter Adalbert Stifter war hier Gast bei seinen Aufenthalten zur Erholung und Kur.
- Sternwarte Davidschlag: oberösterreichische, 1978/79 erbaute Privatsternwarte, auch in der Forschung tätig
- Amonwarte, Aussichtsturm auf dem Breitenstein
- Badhaus: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Kirchschlag zum vielbesuchten sommerlichen Erholungs- und Ausflugsort der Linzer. Das bezeugt unter anderem das Gästebuch des Badhauses (Badhausstraße 23), das Theresia und Franz Hayböck senior im Jahre 1838 auflegten und das die Namen zahlreicher bekannter Linzer Bürgersfamilien aufweist.
In der Linzer Zeitung ist 1836 Folgendes zu lesen:
Neben Malern und Zeichnern wie Joseph Löw (1770–1842; 1809 bis 1825 Zeichenlehrer an der Linzer Normalschule), Johann Hardinger, Joseph Edlbacher (1817–1868), Ludwig Haase (1827–1907) und Hugo Grienberger (1827–1902) zog Kirchschlag auch Naturforscher an. Der Linzer Stadtarzt Johann Baptist Duftschmid (1804–1866) betrieb botanische Studien in Kirchschlag, deren Ergebnisse er 1855 in der Österreichischen Botanischen Zeitschrift unter dem Titel Die Flora von Kirchschlag veröffentlichte. Laut dem oben zitierten sog. „Fremdenbuch“, das 1838–1898 geführt wurde, besuchten folgende Gäste das Bad: Franz Xaver Pritz (1839), Andrew Jackson (1839, bei seiner Europareise) und der Verleger Friedrich Emanuel Eurich, der im Laufe von 50 Jahren wiederholt in Kirchschlag zur Kur weilte.
- Kurgast Adalbert Stifter
Adalbert Stifter war der berühmteste Kurgast Kirchschlags. Zwischen Herbst 1865 und 1867 wohnte er fünfmal auf dem „Berg Kirchschlag“:
- vom 16. Oktober 1865 bis 31. März 1866 wohnte er mit kurzen Unterbrechungen während der Wintermonate in Kirchschlag, was für die damalige Zeiten sehr unüblich war. Weil das ihm angebotene Gästezimmer in der Villa Nr. 25 nicht wintertauglich war, quartierte er sich im Gasthaus Haiböck (Badhaus) ein. Das Zimmer Nummer 1 befindet sich in der Südwestecke des ersten Stockwerkes. Schon am 17. Oktober wurde ihm ein Holzofen im Zimmer installiert, und am 31. Oktober wurde vor seiner Zimmertür zum Schutz vor der Kälte eine Vortür montiert.
- vom 22. Juli bis 2. August 1866
- vom 30. November bis 2. Dezember 1866
- vom 19. bis 25. Juni 1867
- vom 19. bis 28. September 1867
Zum Spazieren ging Stifter am liebsten nach Glasau, wo er Briefe an seine Gattin Amalie aufgab und deren Briefe abholte, und weiter nach Hellmonsödt, wo er alten Möbeln für seine Linzer Wohnung nachspürte. Er schrieb an seinem Roman Witiko, und seine „Winterbriefe“ wurden in der Linzer Zeitung veröffentlicht.
Wirtschaft und Infrastruktur
In der Zeit von 1999 bis 2010 blieb die Anzahl der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe konstant bei 81. Die Anzahl der Beschäftigten nahm in diesem Jahrzehnt von 71 auf 53 ab. Auch die Anzahl der Arbeitnehmer im Produktionssektor sank von 49 auf 22. Stärker wurde der Dienstleistungssektor, hier nahm die Beschäftigtenzahl von 126 auf 178 zu.
Freizeit und Sport
- Hochseilgarten Kirchschlag
Verkehr
Entlang der Ostgrenze der Gemeinde verläuft die Leonfeldener Straße B126, die von Linz nach Norden bis zur Staatsgrenze nach Tschechien führt.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 19 (vorher 25) Mitglieder.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2003 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 ÖVP, 8 SPÖ und 2 FPÖ.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2009 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 16 ÖVP, 6 SPÖ und 3 FPÖ.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 5 GRÜNE, 4 FPÖ, 2 SPÖ und 2 NEOS.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2021 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 10 ÖVP, 5 GRÜNE, 2 FPÖ und 2 SPÖ.
Bürgermeister
Bürgermeister seit 1921 waren:
Wappen
Der Gemeinde wurde 1971 folgendes Wappen verliehen:
Blasonierung: „In Blau ein silberner Hügel, darin eine blaue Scheibe, belegt mit einem silbernen Schneekristall. Aus dem rechten Obereck hervorbrechend eine goldene Sonne; links eine halbe, vom Schildrand ausgehende, silberne Kirche mit einem Strebepfeiler und beiderseits davon je einem schwarzen Rundbogenfenster, der links eingebaute Turm das Kirchendach überragend mit einem schwarzen Rundbogen- und darüber einem runden Fenster sowie mit einem geschwungenen Helmdach, einer Kuppel und einem Kreuz.“
Die Kirche symbolisiert den 1645 erbauten und bis heute erhaltenen Westteil der Kirche. Die Sonne und der Schneekristall stehen für den Naherholungsraum und das Schigebiet für die Linzer Bevölkerung.
Die Gemeindefarben sind Blau-Weiß.
Gemeindepartnerschaften
- Seit 1975 mit der Gemeinde Meeder.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Ferdinand Kaineder (* 1957), Theologe, Kommunikationscoach und Autor
Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten
- Werner Steinecker (* 1957), Jurist
Literatur
- Franz Pfeffer: Kirchschlag. Das Bergdorf am Breitenstein. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 16, Linz 1962, S. 30–54 (ooegeschichte.at [PDF]).
Weblinks
- 41613 – Kirchschlag bei Linz. Gemeindedaten der Statistik Austria
- Weitere Infos über die Gemeinde Kirchschlag bei Linz auf dem Geo-Infosystem des Bundeslandes Oberösterreich.
- Sternwarte Davidschlag
- Karte im Digitalen Oberösterreichischen Raum-Informations-System (DORIS)
- Bibliografie zur oberösterreichischen Geschichte. Literatur zu Kirchschlag. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich; abgerufen am 1. Januar 1900
Einzelnachweise




