Pierre de Lancre (geb. 1553; gest. 1631) war ein französischer Jurist und Hexentheoretiker, der für einige Monate als Hexenjäger im französischen Baskenland, dem Labourd, aktiv war, im äußersten Südwesten seines Landes, angrenzend an Spanien und Navarra. Er ist Autor des Tableau de l’inconstance des mauvais anges et démons (Beschreibung der Unbeständigkeit der bösen Engel und Dämonen), eines vielbeachteten Werkes über die Hexenverfolgung, das 1612 erschien.

Leben und Wirken

Pierre de Lancre wurde 1553 geboren. Er wurde von Jesuitenlehrern in Toulouse und Turin erzogen und besuchte dann das jesuitische Collège de Clermont, wo er vermutlich die berühmten Vorlesungen des Paters Juan Maldonado über Dämonen und die Unsterblichkeit der Seele hörte.

Nachdem er 1579 promoviert hatte, schlug er in Bordeaux die Laufbahn eines Anwalts ein. Um 1582 trat er als Magistrat dem Parlement von Bordeaux (Parlement de Bordeaux) bei. 1588 heiratete er die Großnichte Montaignes, Jehanne de Mons. Von 1599 bis 1600 bereiste de Lancre Italien. Er sprach fließend italienisch und begleitete den Fürsten Pietro de' Medici während dessen Besuchs in Bordeaux.

Nachdem führende Persönlichkeiten der Region (Tristan d’Urtubie und Jean de Caupenne) den französischen König Heinrichs IV. ersucht hatte, sollte sich de Lancre im Baskenland in dessen Auftrag um das Hexenwesen kümmern. Zu seinem Hauptquartier wurde 1609 das Schloss von Saint-Pée-sur-Nivelle. De Lancre soll für die Verbrennung von bis zu achtzig Menschen verantwortlich gewesen sein.

De Lancre ist Verfasser eines bekannten Werkes über die Hexenverfolgung, das 1612 erschien, mit dem Titel Tableau de l'inconstance des mauvais anges et démons (Beschreibung der Unbeständigkeit der bösen Engel und Dämonen), worin er seine Erfahrungen schildert. Es wurde in verkürzter Version auch ins Deutsche übersetzt. Das Werk liefert einen ausführlichen Bericht über den Hexensabbat. Als ein Ethnograph seiner Zeit liefert de Lancre eine fachmännische und sorgfältige Berichterstattung über Leben und Kultur der Basken und ihren angeblichen ungezwungenen Umgang mit dem Satan und „bösen Engeln“.

Die Autorin Gerhild Scholz Williams fasst die Tätigkeit de Lancres folgendermaßen zusammen:

Werke

  • Tableau de l'inconstance et instabilité de toutes choses (1607)
  • Tableau de l'inconstance des mauvais anges et démons (1612) Digitalisat
moderne französische Ausgabe: Tableau de l'inconstance des mauvais anges et démons où il est amplement traité des sorciers et de la sorcellerie [1612], hrsg. und ed. von Nicole Jacques-Chaquin. Paris (1982)
deutsch (verkürzt): Pierre de L'Ancre: Wunderbahrliche Geheimnussen der Zauberey. darinn auß der Vhraicht: vnd Bekentnuß vieler vnderscheidlicher Zauberer vnd Zauberinnen die vornembste Stück so bey solchem Teuffelswesen vmbgehen, beschrieben werden. Gezogen auß einem weitleufftigen in Frantzösischer Spraach getrucktem Tractat Herrn Petri de Lancre ... welcher solchen gerichtlichen Processen persöhnlich beygewohnet. Neben etlichen dergleichen Processen, so in Spanien gehalten worden, [s. l.] 1630 Digitalisat
spanisch: Tratado de brujería vasca. Descripción de la inconstancia de los malos ángeles o demonios. 2004. Ed. Txalaparta, ISBN 84-8136-379-0 (Online-Teilansicht, Review)
englisch: (siehe unter Literatur: Gerhild Scholz Williams)
  • Incrédulité et mescréance du sortilège plainement convaincue (1622) Digitalisat
  • Du sortilège (1627)

Siehe auch

  • Jean D’Espagnet (1564–1637)
  • Nicolas Rémy (geb. zwischen 1525 und 1530–1612) (Lothringen)
  • Florimond de Raemond
  • Lambert Daneau (protestantischer Dämonologe) (französisch)

Einzelnachweise und Fußnoten

Literatur

  • Gerhild Scholz Williams (Hrsg.): On the Inconstancy of Witches: Pierre de Lancre's Tableau de l'inconstance des mauvais anges et demons (1612) . Turnhout Brepols 2006, ISBN 978-2-503-52294-4 (Verlagslink, Online-Teilansicht)
  • Christian Kummer: „Beschreibung der Unbeständigkeit der bösen Engel und Dämonen“. Pierre de Lancres Hauptwerk „Tableau de l’inconstance des mauvais anges et démons“ von 1612 im Spiegel der modernen Geschichtsforschung. Inauguraldissertation, Universität Wien 2009, (Digitalisat; PDF; 3,1 MB). (Kurzbeschreibung)
  • Jonathan L. Pearl: The Crime of Crimes: Demonology and Politics in France, 1560–1620. 2006 (Online-Teilansicht)
  • “Pierre de Lacre: Dancing and Sex at the Sabbath, 1612”, in: Brian P. Levack (Hrsg.): 'The Witchcraft Sourcebook. ' Second Edition. 2015 (Online-Teilansicht)
  • Brian P. Levack und Ursula Scholz: Hexenjagd: Die Geschichte der Hexenverfolgung in Europa. 2009 (Online-Teilansicht)
  • Janine Garrisson: Par l'inconstance des mauvais anges, Stock, Paris, 2002, ISBN 2-234-05331-5 – Roman.
(spanische Übersetzung:) Ángeles en la hoguera. [„Engel auf dem Scheiterhaufen“] Traducción de Rosa Alapont. Madrid, Maeva Ediciones, 2004, ISBN 978-84-96231-23-8.
  • Dana Facaros, Michael Pauls: Bilbao and the Basque Lands. 2008 (Online-Teilansicht) (S. 273: „When he started barbecuing parish priests, too, the bishop of Bayonne finally put an end to it.“)

Weblinks

  • Darstellung des Hexensabbats (Detail) von dem polnischen Künstler Jan Ziarnko
  • La chasse aux sorcières
  • SUB GÖ

Location de vacances Lancre Visit Alsace

Tableau de L'inconstance Pierre de Lancre PDF

Title page of L'incredulité et mescreance du sortilège... by Pierre de

Tableau de l'Inconstance des mauvais anges et... Pierre de Lancre

Pierre De Lancre 3D model by pattarrian [d39944b] Sketchfab